Freispruch by manuela Kuck

Freispruch by manuela Kuck

Autor:manuela Kuck [Kuck, manuela]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-29T05:00:00+00:00


16

Maren Sommer starrte sie so entsetzt an, dass Lena lächeln musste.

»Das ist ja verrückt!«, stieß sie hervor. »Der Kerl hat versucht, einen Mann umzubringen, er hat deinen Wagen demoliert, und du steigst in sein Haus ein, um nach Beweisen zu suchen? Man müsste dir nachträglich …«

»Ja, verrückt war es ganz eindeutig«, stimmte Lena ihr rasch zu, und das Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. »Ich hatte alle Bedenken beiseite geschoben, um irgendetwas zu finden, womit ich ihn entlarven konnte. Nur das zählte noch. Ich war bereit, zu illegalen Mitteln zu greifen, weil ich mit den legalen nichts erreichen würde – das meinte ich zumindest. Aber diese Entscheidung beschäftigte mich erst hinterher. Als es längst zu spät war.«

»Hast du denn mit der Vase beziehungsweise Flasche etwas anfangen können?«, fragte Maren Sommer und schenkte sich einen weiteren Kaffee ein. Offensichtlich ging sie davon aus, dass der Abend noch lange nicht zu Ende sein würde.

»Ja und nein. Gerichtsmedizinisch verwertbare Spuren von Medikamenten waren nicht mehr nachzuweisen«, erläuterte Lena. »Das fand ich natürlich sehr bedauerlich, zumal ich meine gesamte Überredungskunst hatte aufbringen müssen, um Frau Dr. Heise zu der Untersuchung zu bewegen. Panter muss die Flasche stundenlang mit irgendwelchem scharfen Zeug geschrubbt haben. Doch davon abgesehen hätten mich eventuelle Rückstände ohnehin nicht besonders weit gebracht, gerichtlich jedenfalls nicht, denn solange es keine Aussage von Norbert Klein oder Frauke Sander oder Tim Pächter gab, konnte ich nicht beweisen, dass Panter die Tabletten in die Flasche getan hatte, und die Tatsache, dass er sie Thomas nicht zurückgeben wollte – nun ja, das war nicht wirklich ein aufsehenerregender Tatbestand.«

»Ja, aber wozu dann …?«

Lena hob eine Hand. »Ich wollte einfach wissen, ob ich auf der richtigen Fährte war, ob ich diesmal ins Schwarze getroffen hatte mit meinen Vermutungen. Als ich in das Haus eindrang, wusste ich zwar noch nicht, wonach ich suchte, ob ich überhaupt fündig werden oder nach fünf Minuten wieder gehen würde, aber … ja, ich ging das Risiko ein, verräterische Spuren zu hinterlassen, die Panter mit mir in Verbindung bringen würde, und konnte mir denken, dass er toben würde – zumindest innerlich. Im Nachhinein hoffte ich dann, dass seine Wut ihn zu Fehlern verleiten würde. So wie Norbert Klein plötzlich einen Fehler machte und seine Angst zeigte, als ich ihn in die Enge getrieben hatte.«

»Aber Panter ist nicht Klein, stimmt’s?«

»Richtig.«

»Hattest du denn gar keine Angst, dass er dir auf die Pelle rücken würde?«

»Nicht besonders.«

Maren schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«

»Wart’s ab.«

Lena kletterte über die rückwärtige Mauer in den Nachbargarten, blieb dort einige Minuten hinter einem Brombeerstrauch hocken und sprang dann über einen wesentlich niedrigeren Zaun auf den Gehweg. Ihr Herz schien in jeder Zelle laut zu pochen. Während sie auf vielen Umwegen durch das Viertel zu ihrem Wagen schlenderte – ganz müßige Spaziergängerin –, richtete sie ihr Augenmerk sowohl auf ihre Umgebung als auch darauf, ihre Aufregung unter Kontrolle zu bekommen. Aber es war nicht allein Aufregung. Es war … Gier. Sie erschrak und wusste doch nur zu genau, dass das die Wahrheit war.



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